2005 schalteten Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim youtube.com live – ursprünglich als Dating-Portal namens „Tune In, Hook Up“. Dass daraus eine Videoplattform wurde, ist zwei Ereignissen zu verdanken: dem „Nipplegate“-Skandal beim Super Bowl 2004 und den Amateuraufnahmen des Tsunami im Indischen Ozean, die damals kaum auffindbar waren. Karim, in Merseburg geboren und später in den USA aufgewachsen, schlug daraufhin vor, das Hochladen und Teilen von Videos radikal zu vereinfachen.
Am 23. April 2005 lud Karim „Me at the Zoo“ hoch – achtzehn Sekunden Giraffengeblubber, die den Auftakt zu einer der spektakulärsten Erfolgsgeschichten des Netzes markierten. Schon Ende desselben Jahres zählte YouTube täglich 30 000 Zuschauer, erhielt 3,5 Millionen Dollar Risikokapital und wurde im Oktober 2006 von Google für 1,65 Milliarden Dollar in Aktien übernommen. Während Hurley und Chen im Rampenlicht standen, wechselte Karim bereits 2005 an die Stanford-Universität und blieb YouTube nur noch als Berater, jedoch als einer der größten Anteilseigner.
2007 startete das Partnerprogramm: Wer Klicks sammelte, erhielt erstmals einen Anteil an den Werbeerlösen – die Geburtsstunde des Berufs „Youtuber“. Heute verdient MrBeast laut Forbes rund 85 Millionen Dollar im Jahr, und für fast die Hälfte der deutschen Abiturient:innen ist „Content Creator“ ein Traumberuf. t3n
Auch für Google zahlte sich der Deal aus: 2024 überschritt der reine YouTube-Werbeumsatz die Marke von zehn Milliarden Dollar, obwohl das Nutzerwachstum zuletzt auf 0,74 Prozent schrumpfte. Wegen sinkender Reichweiten führt die Plattform einen harten Kampf gegen Werbeblocker, während die Nutzung sich immer häufiger auf den Wohnzimmer-Fernseher verlagert – CEO Neal Mohan spricht bereits vom „neuen Fernsehen“.
Zwanzig Jahre nach „Me at the Zoo“ prägt YouTube Popkultur, Nachrichtenkonsum und Karrieren – und steht zugleich wegen Empfehlungsalgorithmen, Desinformation und Dauerwerbung in der Kritik. Dass alles mit einem Zoobesuch, einer missglückten Halbzeitshow und der Hartnäckigkeit des oft übersehenen Mitgründers Jawed Karim begann, zeigt, wie schnell digitale Ideen zu globalen Infrastrukturen wachsen können. Die kommenden zwanzig Jahre werden entscheiden, ob YouTube diese Rolle behält – oder ob schon die nächste Video-Revolution wartet.